Anna Baar vereint in ihren autobiografischen Erzählband virtuos und lebendig Kindheitserinnerungen, Familiengeschichte und Politik.
Es ist ein Aufwachsen zwischen zwei Sprachen und Kulturen, welches die Erzählerin erlebt und das sie prägt. Eines mit Helden wie Musil, dem Zuckerbäcker in Klagenfurt und mit Aromen und Düften von Lavendel und getrockneten Feigen im ehemaligen Jugoslawien. Doch auch wenig schöne Erinnerungen sind es, die Spuren hinterlassen haben, wie das „anders sein“ als Einwandererkind. Ebenso thematisiert wird auch die Geschichte der Kärntner Slowenen.
Makaber wird es bei der Erzählung über ein Inseldorf und einem seiner Bewohner. So soll es geschehen sein, dass „der guten Onkel Jakov“, der einst nach Amerika ging, unerwartet und verkannt wieder in seine Heimat zurückkehrte.
Die Großmutter gehörte zu den wichtigsten Bezugspersonen der Protagonistin. Dieses geliebte Wesen, versehrt von Kriegen, zu dem die Enkelin im Erwachsenenalter liebevoll sagt, es sei „zu trotzig ist, um abzutreten“. Die „Titotachteln“ von einst wurden der alten Frau längst verziehen und man möchte, dass sie noch lange im Leben verweilt.
„Divân mit Schonbezug“ ist ein kluges und kritisches Werk mit viel Herz und Ironie.
Anna Baar – Divân mit Schonbezug
Erzählungen | Wallstein, 2022
150 Seiten | € 20,60
- Anna Baar – Divân mit Schonbezug - 7. Juni 2022
- Peter Handke – Zwiegespräch - 4. Mai 2022
- Fiston M. Mujila – Tanz der Teufel - 28. März 2022
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