Bastard Peels: Rülpser aus Scheibbs

Bastard Peels v.l.n.r.: Jürgen Schallauer (Bass), Engel Mayr (Gitarre & Gebrüll), Urge Kirchner (Schlagzeug) Foto: Bastard Peels, z.V.g.
Bastard Peels v.l.n.r.: Jürgen Schallauer (Bass), Engel Mayr (Gitarre & Gebrüll), Urge Kirchner (Schlagzeug) Foto: Bastard Peels, z.V.g.

Die Bastard Peels zertrümmerten schon das musikalische Selbstverständnis ihrer Zeitgenossen, als manch heutiger Metal Heroe noch in der Sandkiste spielte. Zehn Jahre lang hörte man nichts von der kompromisslosesten Band zwischen Scheibbs und St. Pölten. Am 22. September stehen sie im Rahmen des STP Metal Weekend wieder auf der Bühne. Ein Interview mit dem Sänger und Gitarristen Engel Mayr vor ihrem ersten Auftritt seit Jahren

Interview: Werner Harauer
Foto: Bastard Peels

City-Flyer: Ihr spielt beim STP METALWEEKEND 2023 eine Reunion Show der Bastard Peels. Hattet ihr euch aufgelöst?

Engel Mayr: Wir haben glaub ich 2012 mit dem Album „Wer das Schlechte nicht ehrt“ die letzten Shows gespielt und danach war irgendwie die Luft draussen.

CF: Heißt das, ihr werdet wieder regelmäßig proben, Konzerte geben und Songs veröffentlichen?

Engel Mayr: Also vorerst ist mal nix geplant, außer die Show am STP Metalweekend und dazu die Veröffentlichung einer brandneuen EP namens „Scheiss auf dein Geld“. Mal schauen was noch passiert in der Zukunft!

CF: Eure Musik hat schon alle möglichen Etiketten umgehängt bekommen: Grindcore, Crustcore, Hardcore, Porn Metal, Noise, … wo sehr ihr euch?

Engel Mayr: Wir hatten ja in der Bandgeschichte auch immer wieder unterschiedliche Sachen gemacht und es gibt sogar noch ein unveröffentlichtes Album aus dem Jahr 2006 namens „Dadaistö“. Das wollen wir auch nochmal rausbringen, denn da ist das weirdeste Zeug drauf, das man sich vorstellen kann. Ich halte nicht viel von Schubladen, denn unsere Einflüsse reichen tatsächlich von Hardcore Punk bis Jazz und Free. Aber am ehesten wird mans wohl mit einem Konglomerat aus Hardcore Punk und Grindcore mit deutschen Texten beschreiben können.

CF: Ihr werdet in einem Atemzug mit Pungent Stench (Wien, 1988 bis heute) und Disastrous Murmur (Klagenfurt, 1988 bis 2019) genannt. Fühlt ihr
euch wohl in dieser Gesellschaft? Und was unterscheidet euch von den zwei Bands?

Engel Mayr: Ja da fühlen wir uns sehr wohl, zumal die Kollegen auch eine ähnliche unbeugsame und kompromisslose Art an den Tag gelegt haben wie wir.
Irgendwelche Trends haben mich noch nie interessiert. Insgesamt ist unsere Musik wahrscheinlich punkiger und schneller als die der genannten Bands.

CF: Einen Bandnamen, den ich nicht in Zusammenhang mit den Bastard Peels gelesen habe, war Fuckhead. Ist deren Musik zu weit von euch entfernt? Ist euch der Exhibitionismus von Sänger Didi Bruckmayr zu strange?

Engel Mayr: Zu strange ist uns das nicht, ganz im Gegenteil. Ich persönlich bin mit Fuckhead wahrscheinlich zu wenig in Berührung gekommen, um da wirklich eine Verbindung aufzubauen.

CF: Die letzte Veröffentlichung der Bastard Peels liegt gut 10 Jahre zurück. Was ist nach der Ankündigung eines Folgealbums im Juli 2013 passiert?

Engel Mayr: In meiner Erinnerung hatte ich schon 2-3 neue Songs geschrieben und wir hatten die mal geprobt. Irgendwie war dann aber die Luft draussen und wir dachten uns, wir machen nur dann was mit der Band wenn wir auch wirklich Bock drauf haben. Ich war ja auch damals schon Gitarrist und Songwriter bei Russkaja. Es hat sich in den Folgejahren so entwickelt, dass ich dort auch alles produziert habe und nebenbei noch so geile Projekte wie Duo Mayr/Tiefenbacher mit dem genialen Jazz-Pianisten Mike Tiefenbacher gemacht hab. Vor ein paar Jahren hab ich dann auch noch mein eigenes Studio gegründet – das berüchtigte Studio Mäusepalast – wo ich die letzten Russkaja Sachen komplett produziert, recorded & gemixt habe und auch schon viele andere Künstler vorstellig wurden. Jürgen, Urge und ich haben uns über die Jahre aber nie aus den Augen verloren, da wir ja alle in der Musikszene umtriebig sind.

CF: Jetzt habt ihr eine EP angekündigt. Wann wird sie erscheinen und wie viele Songs sind darauf zu hören?

Engel Mayr: „Scheiss auf dein Geld“ wird 5 Tracks haben und digital sowie streng limitiert auf 100 Stück 7inch Vinyl erscheinen. Wenn alles gut geht, haben wir die Vinyls beim STP Metalweekend dabei! Wir werden die alle handnummerieren und handsignieren. Für mich ist das eine echt schöne Sache denn ich hätte selbst nie gedacht, dass wir nochmal neue Musik rausbringen.

CF: Euer bisheriges Label Unundeux wurde 2013 eingestellt. Wisst ihr schon, auf welchem Label ihr veröffentlichen werdet?

Engel Mayr: Ich denke wir werden das einfach DIY selbst rausbringen, ganz ohne Label. Wir waren schon immer sehr der DIY Ethik zugetan und ich hab die EP auch selbst bei mir im Studio produziert, recorded und gemixt.
Gemastert hat übrigens mein alter Freund Martin Scheer, der nicht nur der beste Mastering Engineer weltweit ist sondern auch ein St. Pöltner Urgestein.

CF: Beim Durchhören eures bisherigen Oevres hatte ich den Eindruck, dass die obszönen Texte zugunsten der politische Texte weniger geworden sind. Seid ihr eine politische Band?

Engel Mayr: Wenn ich mich recht erinnere, sind die obszönen Texte schon mit dem Besetzungswechsel am Bass verschwunden. Unser erster Bassist Cheese Christoph „Cheese“ Gusel hatte auch viel gesungen und als wir den Wechsel hatten, wurde auch der Stil anders da meine Texte halt anders sind. Als politische Band würde ich uns nicht bezeichnen, auch wenn meine Einstellung in den Texten sehr deutlich wahrnehmbar ist.

CF: Die Songs auf eurem letzen Album von zehn Jahren “Wer das Schlechte nicht ehrt“ greifen Themen auf, die erst jetzt von einer breiteren Öffentlichkeit diskutiert werden: Tierwohl, SUVs, Solidarität gegenüber den nicht so gut Gestellten, … Warum ist die Öffentlichkeit so träge?

Engel Mayr: Tatsächlich seh ich das genauso und habe bemerkt, dass viele Themen meiner damaligen Texte erst jetzt mehr im Fokus sind. Warum das so ist kann ich leider nicht beantworten, aber wir leben 2023 defintiv in einer anderen Welt als in den 90ern oder noch davor.

CF: Es ist nicht unschwer zu erraten, wer euch auf die Eier geht. Aus der Textzeile „Ich kann die ganze scheisse, die überall passiert, einfach nicht mehr ertragen“ vom Song „nicht mehr“ höre ich eine tiefe Resignation heraus. Das war vor 10 Jahren. Habt ihr neuen Mut gewonnen? Oder habt ihr auf politische Themen auf der neuen EP verzichtet?

Engel Mayr: Ich denke es ist nicht Resignation sondern eher ein „sich Sträuben“ und „nicht klein beigeben“. Ich habe bei den neuen Texten nicht bewusst darüber nachgedacht worüber ich schreibe, sondern großteils recht frei über Dinge, die mich gerade bewegt haben getextet. Wenn ich so drüber nachdenke, würde ich die lyrische Richtung eher philosophisch als politisch einordnen. Bei einem Song wie „Ich scheiss auf dein Geld“ ist die anti-kapitalistische Haltung allerdings auch schwer zu überhören.

CF: Ihr singt deutsch und wollt mit den Texten etwas weitergeben. Ist es da förderlich, wenn die Hörer*innen so gut wie kein Wort verstehen, das du ins Mikro brüllst?

Engel Mayr: Hahahaa, ich kann dir versichern, dass du auf der neuen EP so ziemlich jedes Wort verstehen wirst!

CF: Im Zuge meiner Recherche über euch habe ich gelesen, dass ihr 2004 mit einer Reihe anderer Bands am dritten „Melting Pot“ im VAZ St. Pölten gespielt habt. Die anderen Bands Exit, Divorce, she, Skeptic Eleptic und june haben sich alle aufgelöst. Euch gibt es noch in (fast) unveränderter Besetzung. Wie habt ihr das geschafft?

Engel Mayr: „Schaffen“ ist da vielleicht nicht ganz das richtige Wort, denn im Prinzip haben wir jetzt auch mal 10 Jahre genau nichts gemacht und wer weiss was die Zukunft bringen wird. Ich denke die Grundformel ist eine bedingungslose Liebe zur Musik, und da ist es mir völlig egal, ob das Jazz oder Punk oder irgendwas dazwischen ist.

CF: Wart ihr immer als Trio unterwegs? Ist ein Trio die ideale Bandform? Müsst ihr auf live Abstriche von den Studioversionen der Songs machen, weil ihr zu dritt seid?

Engel Mayr: Sowas wie eine ideale Bandform gibts ja irgendwie nicht, aber die Bastard Peels waren immer ein Trio. Abstriche gibts da live keine, denn im Studio spielen wir ja auch alles zu dritt ein und ich mach da keine großartigen Overdubs mit der Gitarre, denn die Musik braucht das meiner Ansicht nach nicht. Ich denke ein authentischer „in your face“ Zugang macht den größten Sinn hier.

CF: Was ist aus eurem ehemaligen Bandmitglied Christoph Gusel geworden?

Engel Mayr: Ich glaube, dass Cheese in einer Band Schlagzeug spielt. Aber um ehrlich zu sein weiss ich nicht mehr, als dass es ihm gut geht und das freut mich.

CF: Jürgen spielt auch bei Franz Fuexe den Bass. Die sind momentan ganz gut im Rennen um die Gunst des Publikums. War der Erfolg der Franz Fuexe ein Mitgrund für euren Neustart? Quasi nach dem Motto: „Heute kann man Erfolg mit der Musik haben, die wir schon ewige Zeiten zuvor gemacht haben“.

Engel Mayr: Erfolg spielt bei uns von vornherein keine Rolle, denn wenn du in erster Linie nach Erfolg strebst, solltest du was anderes machen. Jürgen hat die
Franz Füxe damals ins Leben gerufen, weil wir mit den Bastard Peels nix mehr gemacht haben und hat damit eine großartige Band erschaffen! Um ganz spezifisch zu sein machen wir nur deshalb wieder was, weil unser Trommler Urge das Angebot bekommen hat auf dem STP Metalweekend als Special Act zu spielen (liebe Grüße an Mecki an dieser Stelle, wir sehen uns am 22. September!) und ich gesagt hab: wenn wir wirklich eine Show spielen, dann schreib ich auch gleich ein paar neue Songs und wir bringens raus. Kurz gesagt, wir hatten einfach nur Bock drauf und ich finde das ist das Einzige was wirklich zählt.

CF: Zurück zum STP Metal Weekend: musikalisch hebt ihr euch von den restlichen Bands erheblich ab, die von Death Metal über Thrash Metal, Progressive-Metal, Hard Rock und Heavy Metal alles aufbieten werden. Ist die Metal-Szene so geschlossen, dass ein Hard Rock Fan auch mit eurer Musik etwas anfangen kann?

Engel Mayr: Ich glaube, dass das ein sehr guter Abend wird auch wenn wir nicht 100% in die Metal Schubladen passen. Ich denke da ehrlich gesagt nicht drüber nach, denn ich bin selbst noch erstaunt darüber, dass wir nach so langer Zeit wieder in dieser Besetzung auf der Bühne stehen und sogar neue Musik zum besten geben.

CF: Wir sehen uns am Metal Weekend! Und „keep on rockin‘ in a free world“

Engel Mayr: „Keep on rockin‘ in a free world“ unterschreibe ich zu 100 Prozent, ich freu mich aufs Metal Weekend!

STP METAL WEEKEND: 22. und 23. September 2023
Freiraum St. Pölten
Der City-Flyer verlost 2×2 Freikarten!

Bands Freitag:

BASTARD PEELS (Late Night Special Act)
LIQUID STEEL
EWIG FROST
RAVENOUS
BATTLECREECK
SLITHER

Bands Samstag:

AEONS OF ASHES (Album-Präs. „The Wasteland Chronicles“)
CARNATAION
CATASTROFEAR
WARCULT
DARKEST MORAL

Festivalpass: € 28,00
close2fan.com/de/stp-metalweekend-2023-jtcf

Werner Harauer
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UncleSam3100
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Werner Harauer
Magister Phil. (Publizistik, Kunstgeschichte), City-Flyer Gründer (1997) und Herausgeber. Im Brotberuf Öffentlichkeitsarbeiter, Journalist und Grafiker, Vinyljunkie seit der Punk und Disco-Ära. Workaholic auf der Suche nach dem perfekten Popsong.

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      Werner
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        UncleSam3100
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