Clemens J. Setz – Monde vor der Landung

 

 

 

 

 

 

 

 

In seinem neuen Buch erzählt Clemens J. Setz die Lebensgeschichte des Wissenschaftlers Peter Bender, der davon überzeugt war, dass die Menschen nicht auf, sondern in der Erdkugel leben. 

Der Veteran Peter Bender hat es sich nach dem 1. Weltkrieg zur Aufgabe gemacht, die Menschen von seiner Hohlwelt-Theorie zu überzeugen und hält in Gasthäusern Vorträge darüber. Dem schrägen, aber sympathischen Querdenker wird wegen seiner Ansichten Gotteslästerung vorgeworfen und er muss deshalb mehrmals ins Gefängnis.

Einen Brotberuf übt er keinen aus, da er sich ausschließlich mit seinen obskuren Wissenschaften beschäftigt. Der vierköpfigen Familie mangelt es deshalb und auch wegen der Inflation stets an Geld, daher wird seine jüdische Frau Charlotte (die er im Lazarett kennen lernte) aktiv, indem sie Englisch-Unterricht gibt und als Kaufvermittlerin tätig ist. Die plötzliche Emanzipation und „dieser neue Geist“ seiner Frau ist Bender unheimlich und er verspricht, sich Arbeit zu suchen. Was ihm allerdings eher schlecht als recht gelingt. Mit seinen außerehelichen Liebschaften läuft ebenfalls nie alles nach Plan.

Bender steht in regelmäßigen Briefkontakt mit Harry Manlay von der Koresh-Gemeinde in Florida. Der US-amerikanische Pionier Cyrus Teed alias Koresh verbreitete dort bereits ab 1869 seine Hohlweltlehre. Aber auch in Amerika zählt diese Glaubensgemeinschaft nicht viele Mitglieder.

Benders Lebensgeschichte ist in drei Kapitel unterteilt, das erste davon erzählt abwechselnd von seinen Kriegserlebnissen, im zweiten befinden wir uns ausschließlich in der Gegenwart. Im letzten Teil des Buchs verschlechtert sich Benders geistige Verfassung und man spürt zudem die steigende Bedrohung durch den Nationalsozialismus, die Anfeindungen gegen Charlotte und die ständige Angst vor Bombenangriffen. Bender wird 1944 in Mauthausen, Lotte kurz nach ihm in Ausschwitz ermordet.

„Monde vor der Landung“ ist nicht ganz so, wie man es von Setz` bisherigen Büchern gewohnt ist. Der Protagonist und sein Leben eignen sich sehr gut als Romanstoff, doch vermisst man ein Löffelchen voll Irrsinn und den ironischen Blick auf diese skurille Figur. Diese Ingredienzien hätten der Geschichte des meist freudlosen Lebens von Peter Bender die Schwere genommen und das Buch wäre dadurch etwas erfrischender geworden.

Clemens J. Setz
Monde vor der Landung
Roman | Suhrkamp, 2023
519 Seiten | € 26,80
Bewertung: ★★★★☆

 

Claudia Zawadil
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Claudia Zawadil
DI (FH); beim City-Flyer seit März 2002, schreibt Buchrezensionen und Ankündigungen und fotografiert gelegentlich bei diversen Events. Ebenso ist sie Radiomoderatorin (BlackXplosion), Arthouse Cinema-Fan und Vinyl-Lover.

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      miss_marple
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