Zugegeben, zur Fête Blanche am Wörthersee fehlt noch ein Stück. Und doch bringen die Veranstaltungen, die Manuel Pemmer und seine Crew am Ratzersdorfer See ausrichten ein wenig südländisches Flair in die Stadt. Vor allem die Clubformate „House am See“ und „Flair am See“ sorgen für Publikumsansturm in der am Südufer gelegenen „See Lounge“.
Manuel Pemmer betreibt mit seiner Lebensgefährtin Katharina Groissböck die „See Lounge Ratzersdorf“, die sich an heißen Sommerwochenenden in eine Open-Air Disco mit einzigartigem Blick auf den See verwandelt. Vor allem die beiden Club-Formate „Flair am See“ und „House am See“ liegen dem Betreiber sehr am Herzen. Bei ersterem wird eher kommerziellerer House, EDM, und RnB gespielt und eine breitere Zielgruppe angesprochen als bei letzterem.
„Früher war die Nachtschicht mein zweites Wohnzimmer. Da die dort gespielte Musik meine Jugend geprägt hat, wollte ich diese Tradition hier und im Club Infinity, den ich zusammen mit Thomas Schuster betreibe, ein klein wenig fortleben lassen“, erklärt Manuel.
Mit Mark Langstadlinger aka James Illusion, der dem Gastronomen das DJ-Line Up bei „House am See“ zusammenstellt, hat dieser einen guten Griff getan. Ebenso mit Georg Schöpf, der als begnadeter Barkeeper die Cocktailbar bei „Flair am See“ organisiert.
Jene Besucher, die es weniger laut, oder vielleicht auch romantisch haben wollen, weichen auf den „Schlager- und Oldie Abend“, sowie auf den „Italienischen Abend“ mit italienischen Köstlichkeiten aus, die Manuel auch sporadisch anbietet. Manuel der „König der Nacht“? „Ich lege keinen Wert darauf Szene-Figur zu werden. Mir sind Gesundheit, Familie und Freunde wichtiger“, lautet seine knappe Antwort.
Die nächsten Veranstaltungen:
12.8., ab 17 Uhr: House am See
26.8., ab 17 Uhr: Flair am See
Text: Werner Harauer
Foto: Joschi Haiden / nitelife.at
City-Flyer: Du bist Gastronom. Und Veranstalter. Könntest du dir vorstellen nur Gastronom zu sein? Zum Beispiel ein Restaurant zu führen?
Manuel Pemmer: Ich denke schon, aber es macht mir Spaß so wie es jetzt läuft.
CF: Seit wann betreibst du das Infinity? Seit wann die See Lounge?
Manuel: Die See Lounge öffnete am 4.5.2016, und am 3.11.2016 folgte die Eröffnung des Infinity.
CF: Was hast du zuvor gemacht?
Manuel: Nach ein paar Jahren in der Hotelfachschule habe ich beschlossen, dass Schule nichts mehr für mich ist und eine Lehre bei meinem Vater im Gasthaus gestartet. Nebenbei habe ich von 2007 bis 2016 im LaBoom hinter der Bar gearbeitet.
CF: Das Infinity betreibst du gemeinsam mit Thomas Schuster. Die See Lounge alleine?
Manuel: Das ist richtig. Im Infinity ist Thomas Schuster derjenige, der die Fäden zieht. Ohne ihn wäre es nicht möglich, beide Locations zu betreiben. Die See Lounge betreibe ich alleine. Meine Lebensgefährtin unterstützt mich neben ihrem 40 Stunden Job in beiden Lokalen tatkräftig und zusätzlich habe ich tolle Mitarbeiter.
CF: Die See Lounge hat Tagesbetrieb, das Infinity ist ein Nachtclub. Wann schläfst du?
Manuel: Von April bis September nicht viel, da heißt es: 7 Tage die Woche, oder besser gesagt 100 Stunden die Woche arbeiten 😅 Im Winter ist es dann am See ein bisschen ruhiger, da verreise ich gerne, um meinen Aku wieder zu laden.
CF: Was macht die Faszination der Nachtgastronomie aus?
Manuel: Ich hab das Abfeiern schon immer geliebt und es macht einfach Freude, wenn Menschen zusammenkommen und Spaß am Leben haben.
CF: Leo Zandt, dein Vorvorgänger im Infinity, führte das Lokal unter dem Namen z.B.Nachtcafé. Ich hab mich immer gefragt, wie er das gesundheitlich durchsteht. Geht die Nachtarbeit nicht physisch und psychisch auf die Substanz?
Manuel: Doch! Ich muss gestehen, die letzten zwei Jahre merke ich schon, dass ich nicht mehr ganz so jung bin, wie mein Kopf das gern sein möchte. Ich bin jetzt doch schon seit 16 Jahren im Nachtgeschäft tätig und steh selbst hinter der Bar. Der Akku ist schon manchmal ziemlich leer. Aber es belastet mehr physisch als psychisch.
CF: Im Infinity wird Pop, House, RnB und Dance-Music gespielt. In der See Lounge bei „House am See“ natürlich House-Music. Was wird bei „Flair am See“ hauptsächlich gespielt?
Manuel: Bei „Flair am See“ wird eher kommerzieller House, EDM, und RnB gespielt, womit ich ein breiterer Publikum als bei „House am See“ anspreche.
CF: Es gibt viele andere Musikgenres. Warum kommt zum Beispiel Hip Hop nicht zum Zug?
Manuel: Das ist eine gute Frage, aber ich hab zu dieser Musik nicht wirklich Bezug, obwohl ich sie selbst auch ab und zu höre.
CF: Kannst du mir deinen idealen Gast beschreiben?
Manuel: Jeder Gast ist auf seine eigene gewisse Art und Weise besonders. Bei mir ist jeder willkommen, obwohl manchmal schon Spezialisten dabei sind 😄
CF: Was unterscheidet „House am See“ und „Flair am See“, außer die Musik?
Manuel: Bei „Flair am See“ hab ich Georg Schöpf, einen meiner besten Freunde, der noch dazu einer der besten Barkeeper Österreiches ist, mit an Board.
CF: Ich habe Fotos vom letzten „Flair am See“ vom 15. Juli gesehen, auf denen massig Leute zu sehen waren. Ich konnte es gar nicht glauben, dass in diese doch kleine Location so viele Menschen unterzubringen sind. Wie viele Gäste hast du durchschnittlich an einem „Flair am See“?
Manuel: Puh, das ist eine gute Frage! Da wir keinen Eintritt haben und es von jeder Seite zugänglich ist, würde ich mal sagen so 400- 500 Leute werden es an einem Abend sein.
CF: Vergleichbare Veranstaltungen in St. Pölten wären der „Seniorenfloor“ und die „Sunset Terrazza“. Was ist der Unterschied zu den Veranstaltungen in der See Lounge?
Manuel: Ich finde diese Veranstaltungen toll und freue mich, wenn was los ist in St.Pölten. Ich denke aber, die Location am See wie wir sie die letzten Jahre gestaltet haben, sowie auch der Blick auf den See sind einfach einzigartig.
CF: Organisierst du die beiden Veranstaltungen alleine?
Manuel: Nein, bei „House am See“ organisiert Mark Langstadlinger das Line Up und bei „Flair am See“ organisiert und schupft Georg Schöpf die Cocktailbar.
CF: Gibt es weitere „Themenabende“ in der See Lounge?
Manuel: Ja, es gibt z.B auch den „Schlager- und Oldie Abend“, wo das Tanzbein geschwunden werden kann, sowie einen „Italienischen Abend“ mit – wie der Name schon sagt – italienischen Köstlichkeiten.
CF: Gibt es Überschneidungen beim Publikum? Kommen am „Schlagerabend“ auch Leute, die zum „House am See“ kommen?
Manuel: Bei allen Veranstaltungen spielt das Alter keine Rolle und es wird von „jung bis alt“ gefeiert und getanzt. Was ich auch sehr toll finde und was mich immer wieder aufs Neue freut.
CF: Hast du einen Host, der dir die Organisation im Booking, etc. abnimmt?
Manuel: Nein das erledige ich alles selbst.
CF: Wie bist du zur Elektronischen Musik gekommen? Warst du Stammgast in der „Nachtschicht“?
Manuel: Ja, das war ich! Die „Nachtschicht“ war von Donnerstag bis Samstag mein zweites Wohnzimmer. Es war einfach eine geile Zeit.
CF: War das auch ein mitentscheidender Grund für die Eröffnung vom Club Infinity, dass es nach der Nachtschicht keinen ernstzunehmenden Club mehr gab, der House Music spielte?
Manuel: Nein, das gar nicht. Thomas und ich wollten einfach einen kleinen Club in St.Pölten eröffnen und da diese Musik unsere Jugend geprägt hat, wollten wir auf dieser Schiene bleiben. Obwohl Thomas auch ein kleiner „Ballermann“ Fan ist, was gar nicht meines ist 🙂
CF: Hast du schon einmal selbst Hand an die Turntables gelegt?
Manuel: Ja, ab und zu. Aber das war meistens nach ein paar Gläsern Bacardi Cola.
CF: Hast du noch ein anderes Lokal von dem wir nichts wissen?
Manuel: Nein, noch nicht, aber das kann sich noch ändern 😅
CF: Wie groß ist die Versuchung, so legendären St. Pöltner Szene-Figuren wie Leo Zant (z.B. Nachcafé) oder Harald Schmidberger (Fabrik) nachzueifern? Hast du ein Vorbild?
Manuel: Mein Vater war in gewissen Sachen immer ein Vorbild, aber ich muss jetzt für mich selbst keine Szene-Figur werden. Da gibts Andere, für die das wichtig ist. Mir sind Gesundheit, Familie und Freunde wichtiger im Leben.
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