Helene Hegemann – Schlachtensee

 

 

 

 

 

 

 

 

Nach drei Romanen veröffentlichte Helene Hegemann nun erstmals einen Band mit Kurzgeschichten. Auch mit nur wenigen Worten gelingt es ihr, kraftvolle, oft bizarre Szenen und Figuren entstehen zu lassen.

Hegemanns Geschichten handeln von Beziehungen, Ungerechtigkeiten, von Figuren, zerfurcht vom Leben und beschäftigen sich mit Gedanken zu Kunst und Politik. Ihre Protagonisten wechseln bei den Dialogen oft sprunghaft das Thema, dies erinnert an Gedankenfetzen, die uns Menschen im Laufe eines Tages so durch den Kopf gehen. Zwischen einigen der Stories gibt es Verknüpfungen, da ihre Akteurinnen in mehreren darin vorkommen.

Die längste der Stories erzählt vom russischen Oligarchen Arkadi und seiner Frau Maria, die aussah „als hätten Hannah Arendt und ein Gangsterboss ein geschlechterverwirrtes Kind gezeugt, Mischung aus David Bowie und irgendeiner französischen kriminellen Elfe.“ Die Protagonistin kommt beiden gemeinsam und auch alleine sehr, sehr nahe.

Orte des Geschehens sind verschiedene Ländern, unter Ihnen auch Österreich, in diesem Falle „Schwarzach, St. Veit“. Ein Model soll dort zu Weihnachten bei Ihren Eltern eintreffen, verschläft jedoch aufgrund einiger konsumierter Suchtmittel immer wieder den Ausstieg am Zielbahnhof.

„Meine Schwester begann, den Weihnachtsmorgen für eine Vorhölle zu halten. Sie war davon überzeugt, niemals in Schwarzach anzukommen und auch sonst nirgendwo. Limbo. Der äußere Kreis der Unterwelt, ein Ort, an dem sich Seelen befinden, die ohne eigenes Verschulden vom Himmel ausgeschlossen worden waren“.

Eine weitere Geschichte erzählt von zwei jungen Männern, die verliebt ineinander sind und trotzdem nicht zusammen sein können. Dafür aber finden bei der letzten Story zwei Frauen, die sich früher schon einmal begegnet sind, durch Zufall zueinander. Ein kleines Happy End darf es auch bei Hegemann geben.

„Schlachtensee“ ist ein Buch über Sex, Drogen und Tod mit flotten, teils zynischen Dialogen und meist wenig fröhlichen Figuren. Nicht ohne Grund werden die LeserInnen einmal mit folgenden Worten gewarnt: „Sandkastenliteratur über dressierte Menschen mit dressierten Gefühlen“ findet man hier keine.

Helene Hegemann – Schlachtensee
Roman | Kiepenheuer & Witsch, 2022
262 Seiten | € 23,70

Claudia Zawadil
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Claudia Zawadil
DI (FH); beim City-Flyer seit März 2002, schreibt Buchrezensionen und Ankündigungen und fotografiert gelegentlich bei diversen Events. Ebenso ist sie Radiomoderatorin (BlackXplosion), Arthouse Cinema-Fan und Vinyl-Lover.

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      miss_marple
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