Jess Kidd – Die Insel der Unschuldigen

 

 

 

 

 

 

 

Die wahre Geschichte der tragischen Jungfern-Fahrt des Segelschiffs „Batavia“ und fiktive Kinderfiguren werden in Jess Kidds neuem Roman zu einem spannenden und humorvollen aber auch tragischen Abenteuer verwoben.

In ihrem neuen Roman erzählt die Britin Jess Kidd von der wahren Geschichte des niederländischen Segelschiffs „Batavia“, welches im Jahre 1629 auf ein Riff vor Australien auflief und gesunken ist. Die Überlebenden retteten sich auf eine Insel, doch als es kaum noch Nahrung und Trinkwasser gibt, kommt es zu einem Massaker.

Kidd lässt uns aus der Sicht der neunjährigen Mayken, die nach dem Tod ihrer Mutter mit ihrer Kinderfrau Imke diese Schiffsreise antritt, das Geschehene erleben. Mayken soll zu ihrem Vater, einem reichen Plantagenbesitzer, den sie noch nie gesehen hat, nach Batavia (dem heutigen Jakarta) gebracht werden.

Sie ist ein neugieriges und mutiges Mädchen, eine feine Dame zu sein, ist ihr zu langweilig. Viel lieber erkundet Mayken das große Schiff und schließt dort bald verschiedene Bekanntschaften, nicht alle davon meinen es gut mit dem kleinen Mädchen. Der Steward Jan Pelgrom erzählt ihr, dass sich im Kiel sich ein riesiges aalförmiges Ungeheuer mit dem Namen „Bullebak“ befindet. Doch auch wenn Mayken ein klein wenig Furcht verspürt, so möchte sie dennoch das Untier fangen und über Bord werfen. Der Soldat John Pinten hilft ihr dabei. Imke ist nicht mehr die Jüngste und die Reise macht ihrer Gesundheit von Beginn an zu schaffen. Sie kann daher nicht immer ein Auge auf Mayken haben.

Die zweite Erzählebene im Jahr 1989 handelt vom ebenfalls neunjährigen Gil Hurley, dessen Mutter an einer Überdosis gestorben ist. Er kommt nach Beacon Island zu seinem Großvater Joss, der sich als Fischer seinen Lebensunterhalt verdient. Das ist jene Insel, vor der damals die „Batavia“ gesunken ist und wo Archäologen das Wrack untersuchen. Jeff spricht nicht viel mit seinem Enkel, schenkt ihm aber eine Schildkröte, die er bei einer Tombola für ihn gewonnen hat. Der Junge gibt ihr den Namen „Enkidu“ von einer Figur aus dem babylonischen Gilgamesch-Epos. Gil ist ein schüchterner Junge, der durch den Tod seiner Mutter traumatisiert ist. Zudem liebt er bunte Frauenkleider und schminkt sich gerne. Schon bald wird er von einigen Inselbewohnern verspottet und ist Vorurteilen und Gewalt ausgesetzt.

„Die Insel der Unschuldigen“ ist ein spannendes, teils humorvolles, aber auch bedrückendes Abenteuer, welches von den Ängsten der beiden Kinder erzählt. Je weiter die Handlung der beiden Zeitebenen voranschreitet, umso erschütternder wird die Atmosphäre. Die Stimmung zwischen den Erwachsenen nähert sich immer mehr einem gefährlichen Punkt, bis schließlich das Unvermeidbare geschieht.

Kidd war bisher dafür bekannt, in ihren Büchern immer auch Übernatürliches einfließen zu lassen. Dies ist hier trotz „Bullebak“ (der als Metapher für die Bekämpfung eigener Ängste gedeutet werden kann) oder dem Geist von Maykem, der angeblich auf Beacon Island umtriebig sein soll, zum Glück nicht der Fall.

Jess Kidd
Die Insel der Unschuldigen
Roman | DuMont, 2023
410 Seiten | € 26,50

 

Claudia Zawadil
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Claudia Zawadil
DI (FH); beim City-Flyer seit März 2002, schreibt Buchrezensionen und Ankündigungen und fotografiert gelegentlich bei diversen Events. Ebenso ist sie Radiomoderatorin (BlackXplosion), Arthouse Cinema-Fan und Vinyl-Lover.

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      miss_marple
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