Es ist eine ungewöhnliche Kindheit, von der dieser berührende Roman erzählt. Die Protagonistin Alex erlebt ihre Umwelt mit einer völlig anderen Wahrnehmung und ist nicht damit einverstanden, was um sie herum geschieht. Jeder neue Tag ist für sie und ihre Mutter Nina eine weitere Herausforderung.
Diese einfühlsame Geschichte wird aus der Perspektive von Alex erzählt, einem Mädchen mit besonderen Bedürfnissen. Sie handelt vom schwierigen Alltag und deckt Alex` Gedankenwelt und ihre Erlebnisse von der Geburt bis zur Volkschulzeit ab. Ihre alleinerziehende Mutter Nina ist zutiefst verzweifelt, wenn ihr Kind wieder einmal, ohne ersichtlichen Grund, tobt oder sich übergeben muss. Sie sucht bei Ärzten und Alternativmedizinern Hilfe, aber niemand kann herausfinden, was Alex Zustand verbessern könnte. Immer wieder werden Mutter und Tochter bei Spaziergängen besorgte oder verärgerte Blicke zugeworfen. Nina`s Bruder Patrick zeigt anfangs ebenfalls wenig bis gar kein Verständnis für das Verhalten von Alex und wirft Nina vor, als Erziehungsberechtigte härter durchgreifen zu müssen.
Besuche in Kindergarten und Schule sind ein Kampf für das Mädchen, das die Nähe anderer Kinder nicht erträgt. Es fühlt sich immer so an, als würden diese in sie „hineinkrachen“:
„Sie nennen das Handgeben oder auf die Schulter tippen oder umarmen oder spielen oder schubsen. Nachdem sie aus einem anderen Universum kommend in mich reingekracht sind, lassen sie mich verbeult auf der Erde liegen. Es fällt ihnen nicht einmal auf, dass sie mich übersehen haben.“
Alex hat außerdem ständig „falsche Bilder“ vor Augen:
„Die Welt war überschwemmt mit falschen Bildern. Und obwohl ich in ganzen Sätzen sprechen konnte, war es unmöglich, Worte zu finden und auszuspucken, wenn mich die Bilder fluteten.“
Das Mädchen ist jedoch auch hochintelligent, kann bereits mit sechs Jahren lesen und schreiben und ist schon als Kleinkind unterfordert. Erst spät entdeckt man, dass sie unter heftigen Migräneattacken leidet.
Die Rettung zur Bewältigung des unerträglichen Alltags erscheint Alex eines Tages in Form einer imaginären Nachtigall, der sie den Namen Riri gibt. Sie wird immer dann ihr Rettungsanker sein, wenn Panik oder Übelkeit drohen, Überhand zu nehmen. Doch irgendwann ist es an der Zeit von Riri wieder Abschied zu nehmen.
Margit Mössmer ist mit ihrem dritten Roman eine ganz besondere Geschichte gelungen, die berührt und sensibilisiert, aber auch unterhaltsam ist. Mit bildhafter Sprache zeigt sie, wie liebevoll die Mutter sich um ihr Kind bemüht und selbst dabei immer Gefahr läuft, zusammenzubrechen. An diesem durchwegs gelungenen Werk wirkt als einziger der Buchtitel etwas unpassend.
Margit Mössmer
Das Geheimnis meines Erfolgs
Roman | leykam:, 2023
285 Seiten | € 24,50
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