In seiner neuen Erzählung lässt der Nobelpreisträger zwei ganz besondere Narren ein ebensolches Zwiegespräch über Bühnenbilder und dem Großvatersein führen.
Ob es nun der Schriftsteller selbst ist, der mit sich spricht, oder die beiden verstorbenen Schauspielern Otto Sander und Bruno Ganz, denen dieses Buch gewidmet ist, ändert nichts daran, dass die neue Erzählung von Peter Handke ein Werk mit beeindruckender Sprachmelodie ist.
Die „zwei Narren“ im Zwiegespräch erzählen von ihren Kindheitserinnerungen. Dem einen blieb nicht das Theaterstück selbst, sondern das Haus auf der Bühne in Erinnerung. Und mit ihm das ungeduldige Warten darauf, dass sich endlich Fenster oder Türen öffnen mögen. Der andere erzählt vom Großvater, der seine Rolle in der Familie mehr als Mitspieler und Marionette erfüllte, anstatt aus vollem Herzen.
Zu einem der bezaubernden Momenten im Buch gehört die Geschichte des Paares, welches sich „in einer unerhört schönen“ Fremdsprache, versteckt von den Blicken anderer, in einer Holzscheune unterhält.
„Diese Stimmen, jetzt Frau, jetzt Mann, jetzt Mann, jetzt Frau, klangen vollkommen ruhig. Ruhigere Stimmen, klarere, „zweisamere“, nicht möglich, und zugleich hatten sie einen Klang – erklangen durch die Feldscheunenbretter heraus zu mir.“
Zwiegespräch ist eine wunderbare Erzählung ohne festgelegter Thematik, bei der Handke auch manchmal den Schelm und jede Menge Selbstironie durchblitzen lässt. Man sollte sie mehr als nur einmal im Leben gelesen haben.
Man darf sich bereits jetzt auf die beiden weiteren, ebenfalls heuer erscheinenden Bücher anlässlich seines 80. Geburtstages freuen.
Peter Handke – Zwiegespräch
Erzählung | Suhrkamp, 2022
66 Seiten | € 18,50
- Raphaela Edelbauer – Die Inkommensurablen - 2. Februar 2023
- BlackXplosion | Mo., 06.02.23, 21 Uhr - 1. Februar 2023
- Anne Serre – Im Herzen eines goldenen Sommers - 11. Januar 2023
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