Wie die Wiener Kulturmanagerin Serena Laker den Verein „La Musique Et Sun“ tunen will.
Interview: Werner Harauer
Foto: lamespix
Noch vor dem 20-jährigen Vereinsjubiläum hat der Kunst- und Kulturverein LAMES mit Serena Laker eine erfahrene Kulturmanagerin an Bord geholt. Ihre Aufgabe: das Potential von „La Musique Et Sun“ voll ausschöpfen. Die nunmehrige Geschäftsführerin soll bisher unerschlossene Fördergelder lukrieren, Kooperationen vorantreiben und das Personal aufstocken. Zuallererst müssen aber die Veranstaltungsräume winterfest gemacht werden.
City-Flyer: Warst du zuvor schon in der Position einer Geschäftsführerin?
Serena Laker: Ja, das war ich bereits, oder besser gesagt, bin ich noch. Seit 2016 habe ich mein eigenes Unternehmen, die Aromapraxis „balancerie“, in Wien. Ich habe also zwei berufliche Standbeine, die Kunst und die Natur.
C-F: Hattest du bereits vor der Bewerbung Einblick in die Tätigkeit von LAMES?
Laker: Durch meine frühere Tätigkeit als Viertelsmanagerin der Kulturvernetzung NÖ waren mir LAMES und seine Tätigkeiten natürlich bekannt. Mein Interesse an der Position der Geschäftsführung leitet sich auch aus den inhaltlichen Schwerpunkten von LAMES ab. Einen Job, den ich inhaltlich nicht vertreten kann, würde ich nicht annehmen.
C-F: Wer hat dich von den BewerberInnen als Geschäftsführerin ausgewählt?
Laker: Die Auswahl hat der Vorstand getroffen. Ganz klassisch waren die Schritte: Bewerbungsschreiben, persönliches Gespräch, Jobzusage.
C-F: Welche Qualifikationen waren letztendlich ausschlaggebend, dass die Entscheidung auf dich fiel?
Laker: Da ich bei der Entscheidungsdiskussion nicht dabei war, kann ich nur aus meiner Perspektive antworten. Ich habe über zehn Jahre Erfahrung im Kulturmanagement, davon fast vier Jahre in Niederösterreich. Ich kenne als langjährige Produktionsleiterin in der freien Theaterszene Kulturarbeit aus der Facette der Aktiven mit all seinen Licht- und Schattenseiten. Durch meine Arbeit bei der Kulturvernetzung bekam ich auch einen tieferen Einblick in die Perspektiven und Abläufe von offiziellen Förderstrukturen. Dieser Mix ist in einer Person nicht so oft anzutreffen und war sicher ein Startvorteil.
C-F: Kannst du die Aufgaben kurz umreißen, die dir zufallen?
Laker: Grundsätzlich bin ich für den operativen Geschäftsteil von LAMES zuständig. Ich arbeite eng mit dem Vorstand zusammen und organisiere das Tagesgeschäft. Dazu gehört beispielsweise die Koordination der einzelnen Projekte und Vereinsräumlichkeiten, die Kommunikation mit Partnern, die Abwicklung von Fördereinreichungen und -abrechnungen sowie klassisch administrative Tätigkeiten.
Bei der strategischen Entwicklung des Vereins (also Fragen wie: Wie positioniert sich der Verein in St. Pölten? Wohin wollen wir mit LAMES auf längere Sicht?) bin ich einerseits inhaltlich einer von vielen Köpfen, der mitdenkt und -entwickelt. Andererseits sehe ich es als meine Aufgabe, die Realisierung von Visionen voranzutreiben und möglich zu machen.
C-F: Das Ziel von Lames ist es, mehr Veranstaltungen und Kooperationen durchzuführen. Gib es einen Grund für das Ziel? Und welcher Part fällt dir dabei zu?
Laker: Ich würde sagen: Mehr LAMES braucht die Welt! Ernsthaft gesprochen hat der Verein noch viel Potential. Alleine räumlich kann durch eine Winterfestigkeit der Vereinsräumlichkeiten auch das Veranstaltungsangebot ausgedehnt werden. Bei den Kooperationen bedeutet ein Mehr die Möglichkeit auf breiteren Austausch mit interessanten PartnerInnen und die Erweiterung des Publikumskreises. Mein Part wird einerseits die Sicherung der finanziellen Mittel für dieses Mehr sein, andererseits die Vereinsstruktur für das Mehr entsprechend auszubauen.
C-F: Wie viele Stunden sind für deine Funktion budgetiert?
Laker: Aktuell ist die Geschäftsführungsposition auf 25 Stunden pro Woche angelegt.
C-F: Wirst du nach stp ziehen?
Laker: Nein, ich wohne in Wien und habe durch den Lainzer Tunnel einen superschnellen, öffentlichen Anschluss. St. Pölten und Wien sind durch diesen Ausbau definitiv näher zusammengerückt.
C-F: Es geht auch darum, Fördergeld zu lukrieren. Fallen die Ansuchen um Fördergeld auch in deine Agenden?
Laker: Ja, Ansuchen abzuwickeln und die Recherche von bisher ungenutzten Förderquellen fallen in meinen Arbeitsbereich.
C-F: Lames will auf ein Drei-Jahres-Programm umsteigen. Welche Vorteil bringt ein Drei-Jahres-Programmen? Leidet darunter nicht die Flexibilität?
Laker: Ein Drei-Jahres-Programm bezieht sich vor allem auf die von Fördergebern zugesagte Förderperiode. Das bedeutet nicht, dass das Programm schon auf drei Jahre fixiert wird. Die Flexibilität ist also auch weiterhin gegeben.
C-F: Ihr wollt von 50 auf 80 Veranstaltungen aufstocken. Setzt ihr Schwerpunkte? Wenn ja, welche werden es sein? Mehr Musikveranstaltungen, Workshops, …?
Laker: Die Ausdehnung des Veranstaltungsprogramms ist ganz klar an eine ganzjährige Nutzungsmöglichkeit der Veranstaltungsräumlichkeiten und entsprechender personeller Ausstattung des Vereins gebunden. Bevor wir mit Veranstaltungstagen aufstocken, gilt es also, die Vorbedingungen zu erarbeiten. Aus heutiger Sicht würde ich sagen, dass wir den derzeit sehr gut funktionierenden Veranstaltungsmix aus Kunst, Vermittlung und Unterhaltung im Verhältnis beibehalten.
C-F: Welche Rolle wollt ihr bei der Bewerbung zur Kulturhauptstadteinnehmen?
Laker: LAMES steht durch seine Geschichte für das „Bottom-up“-Prinzip, also die Entwicklung von niederschwelligen Kulturangeboten und -strukturen für St. Pölten durch künstlerisch aktive Menschen aus St. Pölten. Diesen Geist hat sich LAMES in den 2 Jahrzehnten seiner Kulturarbeit erhalten und bringt seine organisch gewachsene Expertise der Basisarbeit in den Bewerbungsprozess ein. Wir können uns gut vorstellen ein Spielort zu sein, auch als Schnittstelle für verschiedene Kunstformen zu fungieren. LAMES hat sich unter anderem durch Formate wie „Parque del Sol“ als tauglicher Ort für interdisziplinäre Kunstprojekte der freien Szene etabliert. Der Standort Sonnenpark mit Natur (Verein Sonnenpark) und Kultur (LAMES) ist in seiner Form eine wunderbare Begegnungszone und für verschiedenartige Projekte gut geeignet.
C-F: Falls St. Pölten europäische Kulturhauptstadt werden sollte: was werdet ihr einbringen?
Laker: LAMES bzw. der Sonnenpark ist ein Raum, der sich erfahrungsgemäß sehr gut für Begegnung und für kreatives Schaffen eignet. Die bereits vorhandenen und für die Kulturhauptstadt nutzbaren Strukturen bestehen aus offenen Werkstätten, Veranstaltungs-, Ausstellungs- und Proberäumen. Weitere Entwicklungsschritte könnten Co-Creation Spaces, Ateliers, Labs, Artist-in-Residence-Programme sowie weitere Formate zum freien Wissensaustausch sein. Die erarbeiteten Erfahrungen, Skills und unser Netzwerk kann LAMES auch außerhalb des Areals, z.b. bei Projekten in der Innenstadt, in Kooperation mit anderen Vereinen oder Institutionen gut einbringen. Grundsätzlich ist es uns wichtig, das Gemeinsame durch gemeinschaftliches Arbeiten und Schaffen zu stärken und durch länderübergreifenden Austausch auch in europäischen Dimensionen zu erfahren.
C-F: Welche Institutionen sind für potentielle Kooperationen angedacht?
Laker: LAMES hat sich ein gutes Netzwerks aufgebaut und immer wieder mit Institutionen kooperiert. Sei es die letzten Jahre mit dem Festspielhaus St. Pölten im Rahmen des Jugendklubs, mit Universitäten wie der „Angewandten“, der NDU, der FH für Medien und Soziales oder Campus Radio, dem Zentrum für Migrationsforschung u.a. Diese Kooperationen würden wir gern noch weiter ausbauen und vertiefen! Wir glauben sehr stark an diese Synergien und auch im Rahmen des Europa-Kulturhaupstadt-Prozesses ist dieser Austausch – über den Tellerrand schauen, voneinander lernen – von großer Wichtigkeit!
C-F: Lassen wir die Institutionen mal beiseite. Institutionen haben in der Regel Strukturen, die Kooperationen ermöglichen. Wenn jetzt zum Beispiel eine Band, die solche Strukturen nicht besitzt, bei euch ein Konzert geben will, an wen muss sie sich wenden? Muss sie dann im schlimmsten Fall drei Jahre warten, bis sie eine Chance für einen Auftritt bekommt?
Laker: Man kann jederzeit mit uns in Kontakt treten (z.b. office@lames.at) und die Idee deponieren. LAMES gestaltet normalerweise das Jahresprogramm im Herbst – nach einem Call an die Mitglieder, die konkrete Programmpunkte einbringen. Das Programm wird dann bei den Fördergebern eingereicht und dann müssen wir warten, bis wir im besten Fall Zusagen bekommen, um mit der konkreten Planung beginnen zu können. Aber es ist auch unterm Jahr möglich, Ideen einzubringen.
Bei Parties und Konzerten sind wir etwas eingeschränkt, da wir am Standort Sonnenpark im Jahr nur zehn Veranstaltungen mit lauterer Musik abhalten dürfen. Das heißt, reine Konzerte gibt es auch deswegen recht selten. Beim „Sonnenparkfest“ oder „Parque del Sol“ gibt es aber u.a. die Möglichkeit, sich selbst vorzuschlagen!
C-F: Ich kenne Leute, die Scheu haben auf eine Lames-Veranstaltung zugehen. Lames Veranstaltungen gelten als hochschwellig, das Lames-Publikum hat den Ruf, ein elitärer Haufen zu sein. Wollt ihr dem entgegen wirken? Wenn ja, wie?
Laker: Ich kenne LAMES als ein Vorzeigeprojekt in Niederösterreich mit einem sehr engagierten und zeitgemäßen Kulturprogramm, das seit vielen Jahren durch das Land, den Bund und natürlich die Stadt St. Pölten unterstützt wird. Ich habe mich im Vorfeld auch mit der bisherigen programmatischen Ausrichtung beschäftigt und da gibt es sicher einige subkulturelle Formate, die nicht unbedingt die breite Masse ansprechen, aber diese Linie ist auch ein wichtiger Teil der Vereinsgeschichte und hat meines Wissens schon einige spannende und innovative Projekte, Bands und Performance-KünstlerInnen in die Landeshauptstadt gebracht. Es gibt bei „Parque del Sol“, aber auch während des laufenden Jahres einige Workshops und Mitmachformate, die für jeden Menschen zugänglich sind. Auch unter dem Jahr kann man z.b. bei Schweißkursen oder anderen Workshops teilnehmen. Wir wollen diese Angebote auch noch besser nach Außen kommunizieren,denn es ist uns ein Anliegen, dass noch mehr Leute Teil der Aktivitäten im Sonnenpark werden, sich einbringen, mitgestalten oder als Gäste vorbeikommen!
C-F: Was ist dein mittelfristiges Ziel mit dem Verein?
Laker: Mein mittelfristiges Ziel ist, den Verein gemeinsam mit den Mitgliedern strukturell so weiterzuentwickeln, dass eine gute Kombination von ehrenamtlicher und bezahlter Arbeit möglich ist. LAMES hat eine Größe erreicht, die sich schon seit geraumer Zeit nicht mehr rein ehrenamtlich tragen lässt, da der Aufwand für die einzelnen Mitglieder sehr hoch ist (Jahresprogramm, Pflege der Infrastruktur) Und ehrenamtlich heißt ja immer, die Arbeit in der Freizeit zu erledigen. Wenn dann noch ein Job, Familie und Freunde dazukommen, wird das Zeitbudget dementsprechend knapp. Hier gilt es, einen guten Mix zu finden, der den ehrenamtlichen Mitgliedern die Freude an der Vereinsarbeit erhält und die Größe des Vereins durch stabile Basisstrukturen trägt.
C-F: Mit wem arbeitest du innerhalb des Vereins am meisten zusammen?
Laker: Am engsten arbeite ich mit dem Vorstand (Obmann Andi Fränzl, Kassier Roland Ruhm, Schriftführerin Tina Tröstl) und den anderen Angestellten des Vereins (Öffentlichkeitsarbeiterin Valentine Auer, Infrastrukturverantwortlicher Markus Wessely) zusammen.
C-F: Wer sind deine Ansprechpartner bei Stadt und Land?
Laker: Bei der Stadt ist der Leiter der Magistratsabteilung für Kultur und Bildung, Herr Dr. Karl, mein Hauptansprechpartner. Beim Land NÖ ist unser Hauptansprechpartner Herr Mag. Zanzinger, Mitarbeiter der Kulturabteilung.
C-F: Wo wird das Büro von Lames sein? Gibt es auch Sprechstunden?
Laker: Das Büro von LAMES befindet sich in den LAMES-Vereinsgebäuden im Sonnenpark, am Spratzerner Kirchenweg 81-83. Den meisten werden die Gebäude durch den sogenannten „schwarzen Raum“ (Club- und Konzertraum) bekannt sein. Genau darüber sind die Büroräumlichkeiten im 1. Stock zu finden. Klassische Sprechstunden gibt es keine, aber ich bin MO-DO von 11 bis 14 Uhr im Büro anzutreffen. Man kann gerne einfach vorbeischauen. Wer ganz sicher gehen will, schreibt vorher eine E-Mail an office@lames.at, da ich auch immer wieder mal auswärts Termine habe.
C-F: Wie schaut die Vereinsstruktur aus. Es gibt Lames, es gibt den Verein Sonnenpark, … ?
Laker: Der Verein Lames hat einen Vorstand, der aus drei gewählten Mitgliedern besteht, und aktuell insgesamt ca.60 aktive Mitglieder. Menschen, die gerne beim Verein mitmachen oder eigene Projektideen mit uns umsetzen wollen, sind jederzeit herzlich willkommen. Der Verein Sonnenpark ist unser Partnerverein und wir kooperieren eng miteinander. Der Verein Sonnenpark hat ebenfalls einen Vorstand, mit fünf gewählten Mitgliedern und insgesamt ca. 25 aktiven Mitglieder.
C-F: Wie werden zukünftig Entscheidungen gefällt? Vom Vorstand? Von der Basis?
Laker: Das variiert je nach Thema, über das entschieden wird. Große Entwicklungsschritte werden gemeinsam getroffen. Das Tagesgeschäft liegt bei Vorstand und Geschäftsführung. Dann gibt es noch Arbeitsformate wie z.B. die alljährliche Konzeption des Jahresprogramms, wo sich die Vereinsmitglieder jederzeit einbringen können und auch sollen.
C-F: Ihr habt eben den „Parque del Sol 2018“ über die Bühne gebracht. Welche Veranstaltungen sind als nächstes geplant?
Laker: Einen Teil des August werden wir nützen, um unsere Infrastruktur weiter zu verbessern. Wem die Sommerlochlangeweile zusetzt, der kann gerne diese Aktivitäten unterstützen ;-). Wir richten den schwarzen Raum und das Obergeschoß her, das nach einem Wasserschaden ein bißchen in Mitleidenschaft gezogen wurde. Nach „Parque del Sol“ wird es ein Kooperation mit der New Design University und dem Büro 2024 geben: DesignstudentInnen aus ehemaligen Kulturhauptstädten werden bei uns Station machen, um Visionen und Utopien für LAMES und den Sonnenpark im Jahr der Kulturhauptstadt 2024 zu entwerfen. Ende August (27.8.-2.9.) haben wir eine spannende Fremdveranstaltung, die „Zine-Camp“-Workshopwoche, bei uns zu Gast. Hier kann man unter Anleitung kleine Druckwerke herstellen und es wird über die Medienwelt und unabhängige Publikationen diskutiert werden. Wer daran teilnehmen möchte, findet unter macuco.org mehr Informationen und Details zur Anmeldung. Am 22. September gastiert das Theaterstück „Endlich wird die Arbeit knapp“ bei uns. Ein Volksbildungsrevuetheater anlässlich 150 Jahre „Kapital“ von Marx. MusikerInnen wie Esrap, Denise Bourbon oder Canned Fit werden genauso dabei sein wie der Schriftsteller Kurto Wendt. Kurze Zeit danach wird die junge St. Pöltner Künstlerin Lia Quirina mit zwei weiteren KunstschülerInnen zu ihrer ersten größeren Ausstellung in den weißen Saal einladen. Weitere Herbstprogramm sind in Planung (Workshop mit Zara, Schweißworkshops, Clubnacht u.a.).
C-F: Gibt’s schon Pläne für das 20-Jahre-Jubiläum?
Laker: Eigentlich waren wir so mit den Pachtverträgen, unserem Jahresprogramm und Infrastrukturverbesserungen beschäftigt, dass wir noch keine Zeit hatten, darüber nachzudenken. Aber eigentlich unglaublich, wie lange LAMES schon hier werkt und wirkt!
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