Simon Sailer – Manege

 

 

 

 

 

 

 

 

Mit seiner Fesselnummer ist der Straßenkünstler Art nur mäßig erfolgreich, trotzdem versucht er weiter das Publikum zu überzeugen. Eines Tages wird er nach einer Vorführung von Zozo angesprochen, die ihn zum Zirkus bringen will. Für Art beginnt eine ungewöhnliche Odyssee.   

Mit seiner Nummer „Der gefesselte Art“ versucht sich Art als Straßenkünstler, dabei fesselt er sich selbst mit einer Posey-Zwangsjacke. Als ihn Zozo, deren Aufgabe es ist, Talente für den wichtigsten Zirkus der Gegend zu finden, anspricht, zögert Art zuerst, folgt ihr dann aber doch. Zu groß ist die Verlockung, in einer großen Manege zu stehen und stürmenden Applaus ernten zu können.

Die Geschichte wäre natürlich schnell zu Ende, kämen nicht einige Hindernisse auf Art zu. Denn Zozo bringt ihn nicht direkt zum Zirkuszelt, sondern zuerst in ein Lager, dessen Chef Frank ist. Art muss sich mit anderen Artisten die Zeit in einem alten Campinganhänger vertreiben, bis Frank (der intensiv mit Würstchen braten beschäftigt ist) eine/n von ihnen holt und entscheidet, ob diese/r zum Zirkus passt, oder nicht. Doch Geduld ist nicht Arts Stärke, er möchte nicht warten und beschließt, das Ganze zu beschleunigen. Nachdem er Frank aus seinem Flow herausreißt und ihn nervt, bringt Zozo ihn zu einem anderen Lager, nämlich dem von Reiterin Moni.

Zu den sympathischeren Figuren, die Art begegnen, gehört der Dompteur Edgar. Seine Tiere sind zwar imaginär, aber der Fesselungskünstler hätte besser auf die klugen Worte von Edgar gehört, der meint, er solle froh sein, noch nicht am Ziel angekommen zu sein:

„Du kannst dir die Manege noch als Paradies ausmalen. Wenn du erst einmal drin stehst, verliert sie ihren Zauber recht schnell.“

Denn auf den „Brettern, die die Welt bedeuten“ steht sich`s oft sehr wackelig, das mussten und müssen im realen Leben schon viele Künstlerinnen und Künstler erleben.

Die Idee zu dieser Geschichte ist gut und auch sympathisch. Das Manko, an dem „Manege“ leidet, ist, dass die Spannung mit der Zeit nachlässt und die Handlung im letzten Drittel ins Absurde kippt. Dass ein Kind, das raucht, einen Erwachsenen zu eben diesem verleitet, weil es sich unter den Artisten halt so gehört, ist doch etwas platt, selbst wenn es metaphorisch gemeint sein sollte. Auch die Leichen im Finale passen nicht so ganz ins Bild. Sailers Held ist einer, der sich nicht so leicht abspeisen lässt und beharrlich sein Ziel verfolgt. Dass er aber über „Leichen geht“, nur um in die Manege zu kommen, wirkt nicht glaubhaft.

 

Simon Sailer
Manege

Roman | Edition Atelier, 2023
232 Seiten | € 25,95

Claudia Zawadil
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Claudia Zawadil
DI (FH); beim City-Flyer seit März 2002, schreibt Buchrezensionen und Ankündigungen und fotografiert gelegentlich bei diversen Events. Ebenso ist sie Radiomoderatorin (BlackXplosion), Arthouse Cinema-Fan und Vinyl-Lover.

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      miss_marple
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