Perpetuum: Der Vorname, der die Party crasht

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Martin Freudenthaler und Fritz Humer von Theater Perpetuum in der Komödie "Der Vorname". Foto: Susanne Steigenberger, z.V.g.

Am Freitag, den 3. März 2023 feierte Theater Perpetuum im ehemaligen Forumkino St. Pölten die Premiere der Komödie „Der Vorname“ (Le prénom). Das Kammerspiel gilt als eine der meistgespielten Komödien unserer Zeit und zeichnet sich durch hitzige Wortgefechte und unerwartete Pointen aus. Also genau das Richtige für Theater Perpetuum.
Die SchauspielerInnen Daniela Freudenthaler, Iris Teufner, Gerhard Egger, Martin Freudenthaler und Fritz Humer sind mehr oder minder von Beginn weg gefordert und überzeugen durch ihre Lust am Schauspiel.

Das Ehepaar Elisabeth und Pierre Garaud-Larchet (Daniela und Martin Freudenthaler) lädt den engen Familienkreis zu einem Abendessen in ihre Pariser Wohnung. Er Literaturprofessor, sie Französischlehrerin und nebenberuflich Managerin zweier Kinder und des Haushalts heißen als ersten Claude (Gerhard Egger), einen alten Freund der Familie, willkommen. Claude ist Posaunist bei Radio France und ansonsten recht introvertiert. Das genaue Gegenteil verkörpert Vincent (Fritz Humer), der Bruder von Elisabeth, der als nächster auf der Bühne erscheint. Vincent ist Immobilienmakler, Selbstdarsteller und bald Vater eines Sohnes. Er reißt die Unterhaltung sogleich an sich mit der Verlautbarung, sein Sohn werde Adolphe heißen – nach einem Romanhelden der französischen Romantik. Und schon entbrennt ein Streit über die Frage, ob der Vorname eines Kindes an Hitler erinnern darf.
Als dann noch Vincents schwangere Lebensgefährtin Anna Caravati (Iris Teufner) nichts ahnend vom Vorhaben ihres Partners zur streitenden Gesellschaft stößt, entwickelt sich der Abend zum Fiasko.

Die hitzigen Debatten im Wohnzimmer der Familie Garaud werden ohne Pause und ohne Kulissenwechsel ausgetragen, trotzdem stellt sich keinen Moment Langeweile ein. Die Zuseher fiebern den Enthüllungen von bislang Verschwiegenem entgegen und werden Zeuge, wie die Eintracht der Familie mit einem Faustschlag ihr (vorläufiges) Ende nimmt. Doch keine Bange: die Geschichte hat ein Happy End!

Die fünf SchauspielerInnen haben der Reihe nach ihr „coming out“, starten ihren Angriff auf eine der anwesenden Personen, der je nach Temperament sachlich, leidenschaftlich, tollpatschig oder zynisch ausfällt. Die Beschuldigten wehren sich ebenso ihrem Charakter gemäß.

Die meisten Sympathiepunkte beim Publikum kann Posaunist Claude sammeln, den die anwesenden Freunde hinter vorgehaltener Hand „die Pflaume“ nennen. Als der gar nicht homosexuelle Claude seine Liebe zu einer (allen bestens bekannten) Frau gesteht, entgleist der Abend vollends. Claudes Monolog über seine seit Jahren geheim gehaltene Beziehung ist für den Schauspieler wahrscheinlich der anspruchsvollste Teil des Stückes. Diese ambivalenten Gefühle glaubwürdig auszudrücken gelingt Gerhard Egger hervorragend.

Bonuspunkte sammelt auch „Hausmütterchen“ Elisabeth Garaud-Larchet, die ihrem Bruder und ihrem Gatten im letzten Drittel der Aufführung alle Benachteiligungen und Erniedrigungen, die sie von Kindesbeinen an ertragen musste, an den Kopf knallt. Autsch, das saß!

Aber egal, ob die Figuren nun Sympathieträger, oder arrogante Schnösel darstellen, irgendwie schließt sie der Zuseher alle ins Herz. Denn Hand auf ebenjenes: wer hat keine Elisabeth, keine Anna, keinen Pierre und Vincent oder Claude in seinem Freundeskreis? Oder sogar in der eigenen Verwandtschaft.

Am Ende des Stückes erzählt Vincent im Alleingang vom Folgemonat und wie sich die Zerwürfnisse auf die fünf ProtagonistInnen ausgewirkt haben: Letztendlich fühlen sie sich verbundener denn je.

DAS TEAM

Daniela Freudenthaler [Elisabeth Garaud-Larchet] Iris Teufner [Anna Caravati] Gerhard Egger [Claude Gatignol] Martin Freudenthaler [Pierre Garaud] Fritz Humer [Vincent Larchet]

Fritz Humer und Iris Teufner [Regie] Fabian Geppl [Regieassistenz] Ale Elsbacher [Kostüme] Thomas Gallhuber [Bühnenbild & Lichtdesign] Georg Wandl [Tontechnik] Filius de Lacroix [Illustration]

Aufführungen:
jeden Freitag und Samstag bis 1. April 2023
Beginn 19:30

Tickets und Reservierungen für „Der Vorname“:
www.perpetuum.at/Tickets-und-Reservierung/

Werner Harauer
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Werner Harauer
Magister Phil. (Publizistik, Kunstgeschichte), City-Flyer Gründer (1997) und Herausgeber. Im Brotberuf Öffentlichkeitsarbeiter, Journalist und Grafiker, Vinyljunkie seit der Punk und Disco-Ära. Workaholic auf der Suche nach dem perfekten Popsong.

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